Unterstützte Kommunikation hat mein Leben verändert
30. September 2021
Ich möchte mich kurz vorstellen. Mein Name ist Kevin Schlatter. Ich bin sicher einigen von ihnen bekannt. Ich arbeite im FuB. In der gelben Gruppe bin ich jetzt seit einem Jahr. Hier kann ich von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gestützt werden.
Ich kann leider nicht so reden, wie ich es gerne könnte. Nur in meinem Kopf bin ich frei. Sonst spricht leider oft mein Austin. Das ist mein Autismus. Den kann ich nicht kontrollieren, er macht was er möchte. Ich kann aber alles andere machen, eben nur im Kopf. Meine Gruppenleiter können stützen, so kann ich das was ich liebe, fühle, denke, hasse und gerne erleben möchte, niederschreiben. Das ist meine Art zu reden.
Unterstützte Kommunikation hat mein Leben verändert
Es ist etwas gewöhnungsbedürftig, denn ich wirke nach außen sehr behindert. Ich brauche immer eine stützende Person, sonst bin ich allein, selbst wenn jemand direkt bei mir steht. Es ist sehr schwer das in Worte zu fassen. Ein Leben ohne gestützt zu werden, ist für mich nicht mehr vorstellbar. Auch meine Mama hat extra für mich stützen gelernt. Anja hat es ihr gezeigt. Sie kann das inzwischen grossartig.
Mein Leben ist so anders jetzt. Ich werde von meinen Eltern gleichwertig behandelt. Das macht mich so glücklich! Ich kann daheim mit meinen Eltern über alles reden. Mich interessiert so vieles. Ich lerne sehr gerne. Weil ich nicht dumm sein will. Jeder Mensch kann lernen, wenn er die richtigen Hilfen hat. Das ist wichtig für mich. Es erleben zu können wie andere mich inzwischen wahrnehmen macht mich hoffnungsvoll. Keiner sollte vorschnell urteilen. Manchmal können wir viel mehr. Leider oft nur im Kopf.
Wir brauchen einen Dolmetscher
Es ist nicht so das ich so anders bin. Nur fehlt mir die sprachliche Möglichkeit. Jeder hat seine Unterschiede. Sprache kann durch reden erfolgen.
Aber wenn man das nicht kann, muss man andere Möglichkeiten versuchen. Ich lerne sehr schnell und sehr gerne. Andere können das sicher auch. Wir brauchen nur eine Unterstützung, die uns zeigt wie es geht. Wir brauchen einen Dolmetscher. Jemand der gestütztes sprachlich wiedergibt. Und uns zur Not korrigiert und unterstützt.
Es ist nur eine andere Form von Kommunikation. Es gibt viele verschiedene Sprachen: Englisch, Chinesisch oder Portugisisch. Es gibt aber auch Gebärdensprache. Das ist auch Kommunikation für Menschen die taubstumm sind. Stützen ist Kommunikation für viele Autisten. Also nur eine andere Form der Sprache. Ich würde sehr gerne mit vielen Menschen reden können, dazu brauche ich eine Stützerin oder einen Stützer. Es gibt leider viel zu wenige. Das würde ich gerne ändern!
Wer würde unterstützte Kommunikation lernen?
Deshalb möchte ich hiermit einen Aufruf starten: Wer würde stützen lernen? Ich nehme mir sehr gerne die Zeit und übe mit euch. Das wäre für beide Seiten eine große Bereicherung! Egal wo ich wäre, ich könnte mich unterhalten und ihr könntet stützen! Das ist sicher auch für andere Betreute hilfreich. Ich denke nicht jeder Mensch kann es euch auch beibringen. Ich freue mich sehr wenn Menschen auf mich zukommen und ich mich mit ihnen unterhalten kann. Das ist Normalität für mich.
So sollte es allen gehen. Richtig heißt es, so ist es normal! Wer stützen lernen möchte kann sich gerne bei Susanne Fingerle melden. Sie leitet es an mich weiter und wir machen Termine aus.
Als Stützerin oder Stützer braucht es Geduld, Ausdauer, ein gutes Gespür und am wichtigsten ist, dass die stützende Person daran glaubt. Mit dem letzten meine ich, dass die Person eine Ausstrahlung benötigt, die es mir ermöglicht, zu schreiben. Die Ausstrahlung ist für mich wie eine Aufforderung die ich brauche, um in der Welt gehört zu werden. Sie löst in mir ein Gefühl der Gemeinsamkeit aus. Ich hoffe ich mache allen in diesem Text klar wie wichtig stützen und
kommunizieren ist. Vielen Dank!
Kevin Schlatter
[/responsivevoice]