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Von wegen nichts los – Angebote für Menschen mit einer schweren Behinderung

In unseren Werkstätten bekommen rund 380 Menschen mit einer Behinderung Begleitung und Assistenz zur Teilnahme am Arbeitsleben und zur sozialen Teilhabe. Sie erledigen Aufträge für Firmen, stellen Eigenprodukte her und erbringen Dienstleistungen. Für jeden fünften, also über 70 Personen, sind die „klassischen“ Arbeitsgruppen kein passendes Angebot. Sie brauchen eine differenziertere Begleitung; dafür gibt es die Fördergruppen.

Schon beim Betreten einer Fördergruppe fällt auf, dass hier vieles anders ist, als in einer Arbeitsgruppe. Statt Maschinen und Geräten gibt es hier Spiele und Bastelmaterialien, gemütliche Sitzgelegenheiten, eine Tischgruppe, um die herum alle sitzen können sowie eine Küchenzeile.

Immer zwei Gruppenräume sind durch einen gemeinsamen „Jokerraum“ verbunden, in den sich jeder bei Bedarf zurückziehen kann. Entweder für eine Einzelbeschäftigung oder um zur Ruhe zu kommen.

Die Menschen, die die Fördergruppen besuchen, sind sehr unterschiedlich, während einige zum Beispiel nicht oder nur sehr wenig reden können, sprechen andere unentwegt. Die einen sind sehr passiv und brauchen für jede Bewegung eine Ermunterung oder Unterstützung, die anderen sind unruhig und ständig in Bewegung. Sie müssen mit vielen Beeinträchtigungen zurechtkommen:

• Sie können oft nicht richtig sprechen
• Sie können nicht alleine essen
• Sie brauchen Hilfe bei alltäglichen Verrichtungen bei der persönlichen Hygiene
• Sie tun sich schwer damit, viele Reize gleichzeitig zu verarbeiten
• Sie können sich nur sehr kurz auf eine Sache konzentrieren
• Sie sind unruhig und laufen hin und her
• Sie sind apathisch und antriebslos
• Sie können sich nur eingeschränkt bewegen, brauchen einen Rollstuhl oder eine Geh-Hilfe

Vielfältiges Angebot

Da entsteht leicht der Eindruck „hier geht nicht viel“. Weit gefehlt,. Das Angebot in den Fördergruppen ist so vielfältig wie die Personen, die hier betreut werden. Und was auf den ersten Blick banal erscheint, hat oft eine tiefgreifende Wirkung:

Bastelarbeiten mit Tätigkeiten wie schneiden, kleben, auffädeln, malen und falten, trainieren die Feinmotorik und schulen die Hand-Auge-Koordination. Die Freude an einem entstandenen Objekt ist groß, Gemeinschaftsprojekte stärken das Zugehörigkeitsgefühl.

Kochen und backen regt die Sinne an – schmeckt etwas süß, sauer oder vielleicht sogar bitter? Riecht das lecker? Riecht es anders als es schmeckt? Der gemeinsame Einkauf der Zutaten ist ein Erlebnis für sich.

Bewegungsangebote sind wichtig: Es stehen sogenannte Motomeds zur Verfügung, das ist eine Art Heimtrainer, mit dem die Muskeln von Armen und Beinen aktiv und passiv trainiert werden können. Einfache Kegelspiele bringen Bewegung und Spaß. Spazieren gehen und an der frischen Luft sein: Von allen Fördergruppen kann man barrierefrei ins Freie gelangen.

In manchen Fördergruppen werden regelmäßig einfache Tätigkeiten für die Arbeitsgruppen erledigt; für eine halbe oder eine ganze Stunde, je nachdem, wie viel Ausdauer vorhanden ist. Sogar Eigenprodukte entstehen hier: Das mittlerweile sehr umfassende Angebot an Grußkarten für jede Gelegenheit wird in mehreren Fördergruppen gefertigt. Mittels einer Stanzmaschine werden verschiedene Motive ausgestanzt und anschließend auf Karten aufgeklebt. Seifen, Vogelhäuser und Wichtel wurden ebenfalls in den Fördergruppen hergestellt.

Singen und Musizieren gehört auch zu den regelmäßigen Angeboten und bereitet allen viel Freude.

Therapeutische Angebote, entweder auf persönliches Rezept (Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie) oder für alle (tiergestützte Therapie) finden regelmäßig statt.

Zeit für Ruhe und Entspannung

Wichtig sind die Ruhe- und Entspannungszeiten, denn die Grenzen der Belastbarkeit sind bei den meisten sehr niedrig. An beiden Standorten gibt es deshalb Snoezelen- und Ruheräume. Diese sehr reizarm eingerichteten Zimmer können abgedunkelt werden, damit mit gezielten Lichtreflexen oder Musik gearbeitet werden kann. Im Therapieraum lässt es sich wunderbar im Bällchenbad entspannen.

Für alle ist eine regelmäßige Tages- und Wochenstruktur wichtig. Diese gibt Orientierung und somit Sicherheit. Wie diese sie im Detail aussieht, variiert von Gruppe zu Gruppe, entsprechend den Bedürfnissen der einzelnen Gruppenmitglieder. Nicht unerheblich ist außerdem der Pflegeanteil in diesen Gruppen, Unterstützung beim Toilettengang, An- und Ausziehen und beim Essen sind oft nötig. Spezielle Pflegebäder mit Hebevorrichtungen helfen diese Verrichtungen Tätigkeiten für alle Beteiligten so angenehm wie möglich zu machen.

Zahlen – Daten – Fakten

In den Fördergruppen werden Menschen mit unterschiedlichen Behinderungsbildern betreut, für die es unterschiedliche Ursachen gibt:

• Frühkindliche Hirntraumata
• Hirnhautentzündungen
• Entwicklungsstörungen
• Persönlichkeitsstörungen
• Autismus

Es gibt insgesamt elf Fördergruppen in den Stuttgarter Werkstätten der Lebenshilfe, aufgeteilt auf die beiden Standorte Löwentor und Vaihingen. Pro Gruppe werden in der Regel sieben Menschen von zwei Fachkräften und einer Zusatzkraft gefördert.


Sie haben Fragen zu unseren Fördergruppen?
Dann nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf:
Susanne Fingerle
s.fingerle@lebenshilfe-stuttgart.de

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